Ich glaub die "spinnt".

Wer denkt der Beruf der Trauerrednerin hat nichts mit Tieren zu tun, der irrt. Und ich meine hier nicht nur Hunde und Katzen die in den Familien leben und natürlich auch bei Trauergesprächen anwesend sind.

Gerade diese Woche habe ich wieder die Bekanntschaft einer Spinne auf dem Rednerpult gemacht. Ein Beruf also bei dem man auch starke Nerven braucht.

Ich gebe es zu, Spinnen gehören jetzt nicht gerade zu meinen Lieblingstieren und zu Hause würde ich auch kurzen Prozeß mit ihnen machen. Auch wenn das jetzt pietätlos klingt. Bei größeren Spinnen muß auch schon einmal Hilfe geholt werden. Lediglich wenn überhaupt niemand zur Hand ist, werde ich sehr kreativ was die Entfernung von Spinnen aus meiner Wohnung angeht. Zu Hause stehen ja auch jede Menge möglicher Hilfsmittel zur Verfügung.

 

Nun ist es aber so, daß Spinnen sich in Trauerhallen einfach wohl fühlen. Insbesondere dann, wenn dort nicht täglich Trauerfeiern stattfinden. Hallen auf Waldfriedhöfen werden besonders gerne bewohnt.

Normalerweise ignoriere ich das Vorhandensein von Spinnen in solchen Fällen einfach. Was bleibt mir auch anderes übrig. Gefangen in der Situation am Pult zu stehen, und das bei einer Trauerfeier, erlaubt keine Regung. Denn alle Augen sind nach vorne gerichtet und jede Bewegung meinerseits wird wahrgenommen.

In meinem Arbeitsgebiet gibt es eine sehr große Halle auf einem Waldfriedhof. Dort habe ich das Phänomen, daß sich die lieben kleinen Spinnen (meistens sind es kleine Exemplare) auf dem Rednerpult besonders wohl fühlen. Angelockt durch das Licht der Lampe und die damit verbundene Wärme muß ich hier immer mit einem tierischen Besucher rechnen. So auch diese Woche. 

Es war eine relativ kleine Trauergemeinde und ich hatte vorher noch genügend Zeit ungestört und alleine (!) das Pult zu richten. Meine Lesebrille hatte ich schon deponiert und legte mein Buch ab um Mikrofon und Lampe (die bei meinem Eintreffen in der Regel schon eine Zeit lang brennt) zu richten, da lief schon "etwas" über mein schwarzes Buch. Ich konnte es aus dem Augenwinkel gerade so erfassen und ich griff blitzschnell hin, hielt das Buch vom Pult weg und schüttelte die Spinne auf den Boden. Mir lief zugegeben ein kleiner Schauer über den Rücken, diesmal war die Spinne nicht gerade klein und dieses Exemplar wollte ich jetzt nicht während einer Rede auf meinem Manuskript haben. Jetzt war die Gefahr gebannt und ich konnte mich den weiteren Vorbereitungen widmen.

Wie immer kam die Spinne während der Trauerfeier freiwillig nicht mehr zurück.